Seit einigen Monaten bin ich nun als selbstständiger Software- und Web-Entwickler tätig und möchte ein erstes Zwischenfazit nach meinem ersten Monat in Vollzeit ziehen - nach einer längeren nebenberuflichen Phase und einer privaten Auszeit. Ich möchte ebenfalls zeigen und verständlich machen, was die Beweggründe für mich waren, meine Selbstständigkeit zu starten.
Mein Ziel war es von Anfang an, nicht nur eine anonyme "Resource" zu sein, die von Vermittlungsagenturen an Kundenunternehmen weitergegeben wird, sondern ich wollte meiner Unternehmung mit volkmann design code einen Namen geben und damit möglichst sichtbar und transparent sein. Aus diesem Grund möchte ich auch meine Erfahrungen teilen - vielleicht auch für die ein oder andere Person, die zur Zeit vor dem Vorhaben "Selbstständigkeit" steht und den Schritt noch nicht gegangen ist.
Der zeitliche Rahmen dieser ersten Rückschau erstreckt sich von den ersten Überlegungen und Vorbereitungsmaßnahmen zur Aufnahme meiner Selbstständigkeit seit etwa November 2022 bis heute im Anfang August 2023.
Ich möchte dieses Format in Zukunft von Zeit zu Zeit nutzen, um für mich selbst die zurückliegende Zeit zu reflektieren und möglichst Schlüsse daraus zu ziehen und um interessante Einblicke zu gewähren.
Phase 1: Erste Überlegungen zu einer neuen Tätigkeit
Das vergangene Jahr 2022 war für mich persönlich sehr ereignisreich und es haben sich beruflich und privat diverse Veränderungen ergeben, wodurch ich begann, auch meine berufliche Situation zu hinterfragen.
Das von mir vor einigen Jahren mitbegründete Unternehmen Exportarts entwickelte sich in diesem Jahr sehr stark, etablierte sich und wuchs. Auch die inhaltliche Ausrichtung veränderte sich teilweise. Diese Entwicklung ist beachtlich und ich habe Respekt vor der Leistung meiner Kolleginnen und Kollegen, sowie meiner Gründungspartner. Ehrlicherweise muss ich aber sagen, dass diese positiven und sinnvollen Veränderungen trotz meines Status als Mitbegründer in diesem Jahr nur sehr am Rande von mir mitgestaltet wurden, da mein Fokus nicht auf dem Unternehmen lag und ich andere Dinge priorisiert hatte.
Dies führte folgerichtig dazu, dass ich aus der "Geschäftsführung" und als Gesellschafter zurücktrat. Diese Veränderung war zu Beginn recht emotional und schwierig, war aber letztlich sehr sinnvoll für alle Beteiligten, denn ich fühlte mich wieder in einer passenderen Situation, die mehr meiner Lebensrealität und meinen Prioritäten entsprach.
Dennoch plagte mich der Gedanke, dass ich beim Ende meines letzten Anstellungsverhältnisses einmal gesagt hatte, dass ich nicht wieder angestellt sein möchte (ich war damals sehr enttäuscht und unglücklich mit meiner beruflichen Situation).
Da ich nun doch wieder angestellt war und mich in diesem Moment gewissermaßen selbst betrog, wuchs die Idee in mir, nochmals in eine neue und eigene Selbstständigkeit zu starten. Der generelle Wunsch nach einer beruflichen Veränderung wurde in mir immer stärker, da mir die tägliche Arbeit auch unter den neuen Umständen oft wenig Freude bereitete und diese Phase für mich teilweise sehr schwierig und belastend war.
Da ich bei der letzten Unternehmung zum Ende hin immer weniger Verantwortung getragen und mitgestaltet habe, wollte ich mir selbst auch beweisen, dass ich solch ein Vorhaben auch alleine, eigenverantwortlich und nach meinen Vorstellungen erfolgreich aufbauen kann.
Phase 2: Glückliche Zufälle
Meine Überlegungen zum damaligen Zeitpunkt (Ende 2022) waren noch sehr vage und unkonkret - ich wollte der ganzen Sache Zeit geben und plante, im folgenden Herbst in die Selbstständigkeit zu gehen.
Als ich mit einem Freund über meine Überlegungen sprach, kam ich durch ihn und einen seiner Kunden zufällig zu meinem ersten potentiellen Projekt und konnte dort vorstellig werden. Ich überzeugte und kam so zu meinem ersten eigenen Auftrag (die Erstellung einer neuen Webseite).
Die Projektumsetzung zog sich bis ins Frühjahr 2023. Die Projektphase und der erste erfolgreiche Abschluss verliehen mir starken Rückenwind. Parallel dazu bestärkten mich weitere Gespräche in meinem Vorhaben. Das brachte mich dazu, doch schon früher in die Selbstständigkeit als Software-Entwickler zu starten.
Im März 2023 kündigte ich schließlich. Meine Beweggründe wurden respektiert und verstanden und wir einigten uns darauf, dass ich noch bis Ende Mai mitarbeiten würde. Ich bin sehr froh darüber, dass diese Trennung einvernehmlich erfolgte und wir auch heute noch miteinander reden können, wenn wir sporadisch in Kontakt stehen.
Phase 3: Gründung
Ich wollte von Beginn an alles sauber und ordentlich aufziehen und hatte mich daher um einige organisatorische Dinge zu kümmern. Dies umfasste zum einen die "technische Einrichtung" meiner neuen Unternehmung und die Schaffung einer neuen Marke.
Der Name volkmann design code (oder kurz VDC) kam mir recht schnell in den Sinn und ich legte mich darauf fest. Die Namensbestandteile design und code sind bewusst so gewählt, dass sie auf verschiedene Weisen interpretiert werden können und mich nicht in meiner Arbeit limitieren. Das Programmieren, das Arbeiten im Code, ist für mich auch immer eine architektonische und systematisch gestaltende Tätigkeit. Design ist also in diesem Sinne nicht nur visuelles Design - wie beispielsweise bei der Entwicklung von Webseiten.
Entsprechend beschaffte ich meine Domain, erstellte ein Bankkonto, weitere notwendige Accounts und besorgte mir Lizenzen - zum Beispiel für die Verwendung meiner Entwicklungs-Werkzeuge oder Schriften und Icons im Rahmen des ersten Projektes. Ich wollte hier keine Vermischung mit Ressourcen meines Arbeitgebers, daher setzte ich lieber alles neu und sauber auf.
Hinzu kam dann auch die formale Anmeldung des Gewerbes sowie meiner Tätigkeit beim Finanzamt. Auch wenn ich ähnliches vor einigen Jahren schon mal durchlaufen hatte, ist dieser Schritt dennoch für Laien immer wieder recht komplex und ich bin froh über die Unterstützung meiner Cousine, welche auch meine Steuerberaterin ist.
All diese Tätigkeiten sind in erster Linie nur notwendige Aufgaben und befähigen mich lediglich, dass ich meine Tätigkeit überhaupt ausführen kann. Was ich daran aber spannend und positiv finde, ist, dass mein Unternehmen, das bisher primär in meinem Kopf existierte, dadurch materialisiert und realisiert wird. Die abstrakte Idee wurde immer präsenter und bestärkte mich wiederum darin, das Vorhaben weiterzuverfolgen.
Phase 4: Auszeit und Neustart
Aufgrund unseres Umzugs zurück nach Kassel und ebenfalls einer beruflichen Veränderung bei meiner Partnerin, nahmen wir uns im Juni 2023 eine Auszeit, kümmerten uns um unsere Wohnung und machten etwas Urlaub. Diese Zeit tat mir sehr gut, um etwas Distanz zur Arbeit zu schaffen und schaffte einen klaren Schnitt in meinem beruflichen Leben.
Mein erstes größeres Projekt nach dieser Auszeit stand bereits in den Startlöchern, da ich glücklicherweise einige Bestandskunden mitnehmen konnte und mit einem davon die Arbeit im laufenden Projekt am Juli fortführen wollte. Der Umstand, dass ich bereits zu Beginn Kunden und Projekte habe, ist ein sehr glücklicher und mir ist bewusst, dass das nicht die Regel für den Start in die Selbstständigkeit ist.
Dennoch begann ich auch parallel, mich bei diversen Online-Portalen und -Communities für die Projektvermittlung zu registrieren, um ein Gefühl für den aktuellen Markt und bekommen und potentielle Kontakte zu knüpfen. Über meine Erfahrungen hier werde ich nochmal separat berichten.
Im Juli 2023 begann dann also mein neuer Arbeitsalltag und die Zusammenarbeit in meinem Hauptprojekt verlief erwartungsgemäß sehr zufriedenstellend für beide Seiten. Darüberhinaus konnte ich zwei kleinere Projekte abwickeln und fand auch noch Zeit für meine persönliche Weiterbildung, die ich nun wieder intensiviere.
Der nächste Schritt ist nun die mittelfristige Projektplanung mit meinem Haupt-Auftraggeber, um einen Plan für die nächsten Monate zu entwickeln.
Fazit
Die letzten etwa 10-12 Monate waren für mich sehr ereignisreich, streckenweise aufwühlend und haben für mich zu einer Neuorientierung geführt. In der Rückschau kann ich sagen, dass die berufliche Veränderung und der Start in die Selbstständigkeit als Software-Entwickler die absolut richtige Entscheidung für mich war.
Ich bin sehr glücklich in meiner aktuellen Situation, freue mich wieder jeden Tag auf die Arbeit (ein Gefühl, dass ich im letzten Winter sehr vermisst habe) und bin froh, dass ich mit meiner Arbeit einen sinnvollen Mehrwert stiften kann. Ich freue mich auf meine die weiteren Entwicklungen und Ereignisse der nächsten Monate und auf die nächste Gelegenheit für eine Rückschau.